Yvette‘s Hilfe
oder: Klinks schlimmster Albtraum
~Teil 1~
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„Klink! Ich habe eine Aufgabe für Sie. Bis zu meinem Besuch heute Nachmittag möchte ich, dass Sie mir eine Planung für eine Hochzeit vorlegen.“
„Aber General –“
„Klink! Ich muss jetzt zurück zur Hochzeitsgesellschaft, erwarten sie mich heute Nachmittag.“
Und mit einem lauten Klick legte der General auf und ließ Klink verdutzt zurück.
Hochzeit. Hochzeit?! Sollte es, konnte es, durfte es sein, was er befürchtete? Wovon er nachts träumte und was er sich nicht auszusprechen traute, aus Furcht, es könnte Wirklichkeit werden? Aus Furcht, sein Wunsch könnte wahr werden und alles, wofür er so hart gekämpft hatte, zum Einsturz bringen.
Mit einem tiefen Seufzer stand er von seinem Stuhl auf und begann in einem Büro auf und ab zu streifen. Wer konnte ihm jetzt nur helfen? Wer würde ihm helfen wollen?
Mit einem Mal hielt er Inne. Wenn es in diesem Lager jemanden gab, der ihm helfen würde und auch konnte, dann war es nur einer. Schnurstracks machte er sich auf den Weg. Energisch öffnete er die Barackentür.
„Hogan, ich muss mit Ihn‘n red’n, es is‘ wichtsch.“
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Er war es mittlerweile gewohnt. Oder besser, sollte es gewohnt sein. Bei dem was auf dem Spiel stand, hätte er es eigentlich gewohnt sein müssen. Die Welt kannte ihn, als den selbstverliebten Schürzenjäger und dieses Bild wollte er beibehalten. Half es ihm doch, von der wichtigsten Tatsache abzulenken, dass er sich nichts sehnlicher wünschte, es bei der zu sei, die sein Herz gestohlen hatte. Und doch war es ihm nicht möglich. Das Schicksal hatte ihm ein faules Ei gelegt, denn sein Glück, würde großes Unglück heraufbeschwören. Und das konnte und wollte er nicht geschehen lassen, soviel Leid konnte er seinen Kindern nicht zumuten. Dieser Kelch musste an Ihnen vorübergehen, koste es was es wolle.
„Herr Kommandant, ich gratuliere, ich hab’ grad die wunderbare Neuigkeit g’hört!“
„Bitte, Schultz, nicht…“
„Da kriegen’s vielleicht ein wunderbares Weibsbild, ge.“
„Na wenn sie wüssten.“
>Reiss dich zusammen Wilhelm, sei fies, sei kalt, du kannst das. Denk an deine Kinder. Du musst durchhalten. Zeig dich von deiner schlimmsten Seite. Halte durch. Tu’s für sie. <
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„Jeder Mann wäre bestimmt glücklich eine Frau wie Gertrude zur Gemahlin zu haben, nichar, eine wunderbare Frau“
>„Verdammt, Wilhelm. Bleib bei der Sache. Du willst sie doch loswerden. Du musst dein Ziel im Auge behalten.“<
„Also ich kann mit der nüscht anfang’n, für mich is‘ se nüscht weiter als ‘ne Fehlzündung.“
„Da empfind ich genau wie sie“
„Ja warum soll ich die Bruchbiene dann heirat’n?“
„Haben sie nicht alle Tassen im Schrank? Es geht um meine Nichte Frieda und sie heiratet Graf von Herzl“
„Graf von Herzl?“
Ein Stein von der Größe Europas fiel ihm vom Herzen. Er war nochmal davongekommen, hatte das Schicksal noch umlenken können, für’s erste waren sie sicher.
„Ich lasse doch nicht zu, dass eine Burkhalter einen Klink heiratet“
Er fühlte sich gekränkt, aber erleichtert. Solange Burkhalter so empfand musste er sich nichts Neues einfallen lassen, um der Heirat zu entgehen.
>Und wieder das alte Lied, bleib standhaft. Lächle, deine Kinder sind sicher, das ist das Einzige das zählt. Gertrude wird dir verzeihen. Zeig Ihnen, wie sehr du sie hasst, wie gemein du sein kannst, sie wird es verstehen.<
„Und das große Elend ist nochmal abgewendet word’n“
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Die Neuigkeit verbreitete sich im Lager wie ein Lauffeuer. Ein Hochzeitskleid für eine Hochzeit in Hammelburg und dann auch noch die Nichte des Generals. Gefangene konnten so geschwätzig sein und wenn man wusste, an welcher Ecke man lauschen musste, um die neuesten Nachrichten zu erfahren, dann konnte man einiges erfahren. Zum Beispiel, dass der Meisterschneider abends zu Anprobe geladen hatte. Und eine Anprobe konnte doch schließlich nicht ohne Braut stattfinden. Dadurch würde Yvette aus Paris ihm unwissentlich dabei behilflich sein ihn kurzzeitig seiner Traumfrau ein kleines Stückchen näher bringen, wenn auch nur auf Umwegen. Verzweifelte Situationen erforderten schließlich verzweifelte Maßnahmen.
Sein Herz schlug höher.
Als Kommandant hatte er das Recht die Baracken jederzeit zu betreten, er musste nur den richtigen Moment abpassen um Frieda zu treffen. Und wenn er Gertrude schon noch nicht wiedersehen konnte, dann war das nächstbeste doch, mit ihrer Nichte darüber zu reden. Und keine zehn Pferde konnten ihn davon abhalten, wenigstens eine kleine Neuigkeit über sie zu erfahren.
Minutiös probte er den Satz, um ihn ja authentisch ‘rüber zu bringen. Voller Enthusiasmus stürmte er in die Baracke und –
„Meine Herren! Oh, ich wusste ja nich', dass die Braut hier is, nichar.“
„Ja Oberst Klink, das bin ich doch, der Schultz, ge“
Eine Horde Pferde hätten ihn nicht mehr plätten können. Niedergeschlagen machte er sich auf den Rückweg und klammerte sich an die Hoffnung, sie wenigstens bei der Hochzeit sehen zu können.
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