Kapitel 1
"I-ich liebe di-dich." Ich sah ihn geschockt an. Geschockt. Ja, das war ich und doch hatte ich mir so eine Antwort schon so lange gewünscht. Mir war damals schon klar, dass Newkirk als mein englischer Corporal meinen Befehlen unterstellt war und mir war auch klar, dass, wenn wir erst einmal zusammen waren, er sich nichts mehr von mir sagen ließ. All diese Gedanken schossen mir durch den Kopf, als ich mich langsam auf ihn zubewegte. Aus reiner Übung ging ich souverän vor, denn ich hatte diese Situation schon oft in meinen Tagträumen durchlebt. Ich streichelte über seine Wange. Er wich nicht vor mir zurück, aber ich spürte, dass er mit meinem Verhalten überfordert war. Was ich ihm nicht verübeln konnte, denn ich wusste ja selbst nicht, was ich da gerade veranstaltete. Doch er ließ sich es bedingungslos gefallen, dass ich ihn in den Arm nahm. Auch er schloss mich in seine Arme. So sanft er dabei auch war, tat er mir damit weh, denn ich wusste, dass das was ich da geschehen ließ, ein riesen Fehler war. Mein Gott! Hätte ich doch damals anders reagiert! Ich naives Mädchen, ich.
Es kam wie es kommen musste, wir küssten uns. Es war nicht so, dass ich es nicht genoßen hätte, aber wenn mir die Folgen klar gewesen wären, hätte ich es gelassen. Doch so stand ich mit ihm ganz allein im Tunnel und spürte seinen Atem auf meiner Haut. Hatte der Kuss so verhalten angefangen, wurde er jetzt immer leidenschaftlicher und wie ich mich fest an ihn drückte, schwor ich mir, ihn nie wieder gehn zu lassen.
Vier Tage waren seitdem vergangen. Vieles hatte sich schlagartig verändert. So schnell, dass es mir selbst schwerfiel das Geschehene zu verarbeiten. Ich war nicht mehr im Stalag 13 und auch nicht mehr bei Newkirk. Überhaupt schien meine Vergangenheit zusammen zu brechen wie ein Kartenhaus, dass zu starkem Wind ausgesetzt war. Einzig Carters Stimme holte mich in die reale Welt zurück. "Wo sollen wir denn jetzt hin, Max?", fragte er mich. Ich gebe es hier nicht gerne zu, doch ich hatte uns in eine aussichtslose Lage manövriert. Doch Carter vertraute mich praktisch blind, was in den meisten Fällen ja auch gar nicht so schlecht war, aber dieses Mal hatte ich falsch gehandelt. Wenn ich so darüber nachdenke, war es tatsächlich Carter, der mir als erstes sein Vertrauen schenkte.
Ein halbes Jahr war es nun her gewesen, dass ich in das Gefangenenlager Stalag 13 kam. Nicht ganz unfreiwillig, wie ich heute zugeben muss. Colonel Robert Hogan hatte Unterstützung aus London angefordert. Einen Offizier, der in der Lage war eine Mannschaft zu leiten und dauerhaft seinem Dienst in Deutschland nachzugehen. Ich hatte schon öfters von Goldlöckchen gehört und so war ich gleich recht interessiert an dem Job. Und immer hin war es eine einmalige Chance, die sich mir da bot.
Ich sah Carter nicht an. Es schien mir alles so unwirklich. Die Kälte, der Hunger und die Erkenntnis, dass ich nicht einmal wusste, wo wir uns befanden. Außerdem log ich meinen Männern nicht gern ins Gesicht. "Wenn wir uns an die Bahnschienen halten, werden wir bald eine größere Stadt finden", versprach ich ihm mit einer Stimme, die klar machte, dass ich selbst nicht an das glaubte, was ich ihm da erzählte.Er nickte nur. Armer Carter. Auf was hatte er sich da nur eingelassen? Wir marschierten weiter. Nahe der Schienen verlief ein kleines Wäldchen, was natürlich perfekt zum Verstecken war und mir mehr Glück bescherte als ich verdient hatte. Schon seit zwei Tagen sprachen wir kaum ein Wort miteinander. Er erwähnte es mir gegenüber nie, auch später nicht, aber ich glaube, dass er wusste, dass ich an seiner Situation Schuld war. Wäre das vor zwei Tagen doch nur nicht passiert.
So, das ist die erste Geschichte dieser Art die ich verfasse. Ich muss zugeben, dass sie ziemlich schnulzig beginnt, aber für alle die keine Liebesgeschichte mögen (so wie ich^^), werd ich in den weiteren Kapiteln ein bisschen Spannung reinbringen. Ich bin immer für Kritik offen und sehr dankbar dafür. Also schreibt mir, wie ihr das Kapitel findet und ob ich überhaupt weiterschreiben soll. Für eventuelle (na schön, wahrscheinlich) vorkommende Rechtschreibfehler möchte ich mich schon jetzt mal entschuldigen.
Liebe Grüße,
Susanne